Fausia, Soraya & Farah: Die traurig-schönen Frauen des Schahs

Mohammad Reza Pahlavi war der letzte Schah des Irans. Drei Frauen gab er das Jawort. Doch wer waren seine Ehefrauen und warum war ihnen kein Glück beschieden?

 Mohammad Reza Pahlavi war mit den drei schönsten Frauen der Welt verheiratet. Das gemeinsame Glück war jedoch nie von langer Dauer. © picture alliance/akg-images  Mohammad Reza Pahlavi war mit den drei schönsten Frauen der Welt verheiratet. Das gemeinsame Glück war jedoch nie von langer Dauer. © picture alliance/akg-images

Kronprinz Mohammad heiratet die ägyptische Königstochter

Eine Liebesheirat war es nicht, als die erst 17-jährige Fausia den iranischen Kronprinzen am 16. März 1939 heiratete. Die Tochter von König Fuad I. und Königin Nazil Sabri von Ägypten kannte ihren Bräutigam nämlich kaum. Beide hatten sich vor der Hochzeit nur einmal getroffen. Es war viel mehr eine politische Entscheidung, um die Verbindung zwischen dem Iran und Ägypten zu stärken.

Die erste Trauungszeremonie fand im Heimatland der Braut nach sunnitischem Ritus statt. Ein kostspieliges Fest, das an Opulenz kaum zu übertreffen war. Jeder Hochzeitsgast erhielt als Gastgeschenk eine goldene Bonbon-Box, die mit kostbaren Edelsteinen verziert waren. Nicht nur der Palast wurde mit Dekorationen ausstaffiert; durch die Straßen Kairos bahnten sich zudem aufwendig verzierte Prachtwagen den Weg. Am Abend ließ der König auch noch ein spektakuläres Feuerwerk über dem Nil zünden. So wollte man mit allen Mitteln den Fortschritt Ägyptens demonstrieren.

 Wegen ihres Aussehens wurde Königin Fausia oft dem Filmstar Vivien Leigh verglichen. © Public Domain Wegen ihres Aussehens wurde Königin Fausia oft dem Filmstar Vivien Leigh verglichen. © Public Domain

Das schönste Juwel an diesem Tag war aber die Braut. Fausia trug ein bodenlanges Brautkleid im Stil der 30er Jahre. Nur eins passte nicht so recht ins Bild der Luxus-Hochzeit: Der Bräutigam selbst. Der 20-jährige Kronprinz Mohammad Reza erschien in seiner einfachen Militäruniform.

 Die feine Hochzeitsgesellschaft: Fausia (Zweite Reihe, vierte von links) an der Seite von Kronprinz Mohammad. © Public Domain Die feine Hochzeitsgesellschaft: Fausia (Zweite Reihe, vierte von links) an der Seite von Kronprinz Mohammad. © Public Domain

Königin Fausia wird zur weltweiten Ikone

Weniger Tage später wurde die Hochzeit im Iran nach schiitischem Ritus wiederholt. Weil Fausia keine Ägypterin war, hätte ihr Sohn keinen Anspruch auf den Thron gehabt. Denn laut der iranischen Verfassung darf ein Schah nur von iranischen Eltern abstammen. Also wurde die Frau von Kronprinz Mohammad acht Monate später kurzerhand per Gesetz zur „iranischen Frau mit iranischer Abstammung“ erklärt. Wenig später kündigte sich auch schon der erste Nachwuchs an. Am 27. Oktober 1940 wurde schließlich Töchterchen Shahnaz geboren.

Am 17. September 1941 folgte Mohammad Reza seinem Vater auf den Thron und Fausia wurde Königin. Auch im Ausland interessierte man sich immer mehr für die geheimnisvolle Schönheit. Im September 1942 ließ sie sich schließlich für das Cover des amerikanischen „Life“-Magazins ablichten und wurde noch populärer. Fotograf Cecil Beaton beschrieb sie als „asiatische Venus“ mit einem „perfekten herzförmigen und seltsam bleichen Gesicht mit durchdringenden blauen Augen.“

 Die Ehe steckt bereits in der Krise. Königin Fausia mit dem Schah und Tochter Shahnaz. ©Public Domain Die Ehe steckt bereits in der Krise. Königin Fausia mit dem Schah und Tochter Shahnaz. ©Public Domain

Heimweh und Intrigen belasten Fausia

Doch obwohl Fausia die Welt zu Füßen lag, wurde sie von Tag zu Tag unglücklicher. Sie weigerte sich persisch zu lernen und machte ihre Abneigung gegenüber dem Iran immer deutlicher. Die junge Frau litt schrecklich unter Heimweh und fühlte sich einsam in der Fremde.

Dazu kamen schwerwiegende Probleme in ihrer neuen Familie. Ihrer Schwiegermutter und Schwägerinnen war die junge Frau nämlich ein Dorn im Auge. Sie sollen alles daran gesetzt haben, Fausia das Leben schwer zu machen.

Ihre Seele litt so sehr, dass auch ihr Körper ihren Kummer nicht mehr verstecken konnte. „Sie war eine knochige, leichenhafte Erscheinung. Ihre Schulterblätter ragten heraus, wie die Flossen eines unterernährten Fisches“, beschrieb sie Adel Sabit, Sohn des ägyptischen Botschafters, entsetzt nach einem Treffen.

Der Hof liefert eine kuriose Begrünung für die Scheidung

Die Hoffnungen, dass die Fremde dem Land noch einen männlichen Erben für den Pfauenthron schenken würde, zerschlugen sich 1945 endgültig. Fausia kehrte nach Kairo zurück und wurde nach ägyptischem Recht geschieden. Drei Jahre später wurde die Scheidung auch im Iran vollzogen.

„Die Königin Fausia kehrte nach einem schweren Malariaanfall nach Ägypten zurück, um sich zu erholen. Es wird bekannt gegeben, dass ihre Ärzte ihr verboten haben, in das Klima und der Höhenlage von Teheran zurückzukehren, und so wurde die Ehe in voller Übereinstimmung mit dem Schah und mit gutem Willen auf beiden Seiten beendet“, heißt es in einem offiziellen Schreiben. Eine kuriose Erklärung, die aber dafür sorgte, dass alle Beteiligten ihr Gesicht wahren konnten.

Das Ende einer Ehe ist am iranischen Hof schon lange kein Skandal mehr. Der Vater des Schahs ließ sich im Laufe seines Lebens gleich dreimal scheiden.

Nur vier Monate nach der Scheidung heiratete Fausia erneut. Mit dem ägyptischen Minister Ismail Husain Schirin bekam sie einen Sohn und eine Tochter. Gemeinsam lebten sie bis zu seinem Tod im Jahr 1994 in Alexandria. Die erste Frau von Schah Reza starb am 2. Juli 2013 im Alter von 91 Jahren.

Pompöse Hochzeit der Extraklasse

Auch der Schah ging wieder auf Brautschau. 1948 lernte er Soraya Esfandiary Bakhtiary in London kennen. Die Tochter des persischen Fürsten Khalil Esfandiary Bakhtiary und der Berlinerin Eva Karl hatte gerade die Schule beendet und war in England, um ihre Sprachkünste zu verbessern. Es funkte offenbar ziemlich schnell, denn kurz nach dem Treffen fand auch schon die Verlobung statt.

Die Hochzeit sollte eigentlich noch im Dezember 1950 gefeiert werden, doch verzögerte sich, weil die Braut schwer an Typhus erkrankte. Doch der Schah versüßte der Patientin die Zeit ganz besonders: Jeden Tag ließ er einen kostbaren Edelstein auf ihr Kopfkissen legen.

Am 12. Februar 1951 war es schließlich so weit: Schah Mohammad heiratete die 18-jährige Soraya und machte sie zu seiner Königin. Die Hochzeit wurde zu einem riesigen Spektakel. 1,5 Tonnen Orchideen, Nelken und Tulpen wurden extra aus den Niederlanden eingeflogen, um den Golestanpalast zu schmücken. Ein Reitzirkus kam aus Rom, um die rund 2000 Gäste zu unterhalten.

Auch die Hochzeitsrobe sorgte für Aufsehen: Soraya trug ein 20 Kilogramm schweres Brautkleid aus Silberbrokat von Chrtistian Dior, das mit 6000 Diamanten und 20.000 Marabu-Federn verziert war. Der starke Schneefall an diesem Tag wurde als gutes Omen für die Ehe gedeutet.

 Zweiter Anlauf: Der Schah heiratet Soraya, die Tochter einer Deutschen. © picture alliance/Keystone Zweiter Anlauf: Der Schah heiratet Soraya, die Tochter einer Deutschen. © picture alliance/Keystone

Intrigen am Hof machen Soraya das Leben zur Hölle

Soraya wird später selbst zugeben, dass sie keine Ahnung hatte, worauf sie sich mit der Hochzeit einließ. „Ich war ein Dummkopf. Ich wusste fast nichts von der Geographie, den Legenden meines Landes; nichts von seiner Geschichte, nichts von der muslimischen Religion“, schrieb sie später in ihrer Biografie. Obwohl ihr Vater Iraner war, wurde sie nämlich katholisch erzogen und von der deutschen Kultur geprägt.

Auch sie litt unter den Intrigen am Hof. Wieder sind es die Mutter und Schwestern des Schahs, die aus Neid gegen die Königin intrigierten. Doch Soraya hatte noch einen weiteren Feind: Ernest Perron, der beste Freund und Privatsekretär von Mohammad, versuchte das Paar gegeneinander aufzuhetzen. Soraya nannte ihn später einen „Homosexuellen, der alle Frauen verabscheute“ und „Gift im Palast versprühte.“

Auch in ihrer neuen Heimat wurde sie immer wieder kritisiert. Sie sei keine echte Muslima warf man ihr an den Kopf. Als sie im Urlaub in einem Bikini abgelichtet wurde, sorgte das für einen riesigen Skandal.

 Soraya litt unter der Ablehnung am Hof. Vor allem ihre Schwiegermutter soll sie gehasst haben. Das Foto zeigt sie mit Tochter Shahnaz. © picture alliance/Everett Collection Soraya litt unter der Ablehnung am Hof. Vor allem ihre Schwiegermutter soll sie gehasst haben. Das Foto zeigt sie mit Tochter Shahnaz. © picture alliance/Everett Collection

Die schreckliche Gewissheit: Königin Soraya ist unfruchtbar

Ihre Stellung war noch lange nicht gefestigt. Denn auch drei Jahre nach der Hochzeit wartete das ganze Land immer noch sehnsüchtig auf einen Erben. Soraya wurde aber einfach nicht schwanger. Als dann 1954 auch noch Prinz Ali Reza Pahlavi, der jüngere Bruder des Schahs, mit gerade einmal 32 Jahren bei einem Flugzeugabsturz starb, hatte das Land keinen Thronerben mehr.

Der Druck auf die Königin wurde immer größer. Sogar in der Öffentlichkeit sah man die junge Frau weinen. Die Presse taufte sie schließlich „Die traurige Prinzessin“. Das Paar reiste schließlich in die USA, um mit Experten zu sprechen. In Boston stellten die Ärzte schließlich fest, dass Soraya unfruchtbar war. Das Paar war am Boden zerstört.

Der Schah beugt sich dem Druck und veranlasst die Scheidung

Der iranische Monarch wollte die Scheidung verhindern. Er schlug vor, eine Zweitfrau zu ehelichen, doch der Gedanke war für Soraya unerträglich. Auf Drängen seiner Mutter stimmte er der Auflösung ihrer Ehe schließlich zu. Am 6. April 1958 wurde die Ehe offiziell beendet. Die verschmähte Königin kehrte nach Europa zurück und erhielt eine Abfindung von 8,5 Millionen Euro.

Die inzwischen 26-Jährige stürzte sich ins Jetset-Leben. Sie hatte Affären mit prominenten Männern wie Maximilian Schell und Gunter Sachs, spielte später sogar in ein paar Filmen mit. Die große Liebe fand sie schließlich in dem Regisseur Franco Indovina. Acht Jahre lebt das Paar zusammen, bis der Italiener 1972 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam.

Soraya verfiel in Depressionen und zog sich weitestgehend aus der Öffentlichkeit zurück. Am 25. Oktober 2001 starb sie schließlich mit 69 Jahren in Paris. Sie wurde im Westfriedhof von München beerdigt.

Farah Diba schenkt dem Iran endlich einen Erben

Im Frühjahr 1959 ist der Schah bereits 39 Jahre alt, als er in Paris die iranische Architektur-Studentin Farah Diba kennenlernt. Die schöne 19-Jährige gefiel ihm auf Anhieb. Nach mehreren Treffen wurde am 12. November 1959 die Verlobung verkündet. Genau vier Wochen später fand auch schon die Hochzeit im Marmor-Palast statt.

Das Glück schien ihnen wohlgesonnen zu sein: Nur zehn Monate nach dem Jawort brachte die neue Königin den lang ersehnten Thronfolger Cyrus Reza auf die Welt. Drei weitere Kinder folgen in den nächsten Jahren. Die Zukunft der Pahlavi-Dynastie schien endlich gesichert zu sein.

Farah Diba hatte ihren Vorgängerinnen etwas Entscheidendes voraus: Sie war bei ihrem Volk beliebt. Die Perserien übernahm viele offizielle Aufgaben und setzte sich für die Bedürftigen ein. Und auch der Schah liebte seine Frau aufrichtig, auch wenn einige Stimmen später behaupten würden, er habe Soraya immer am meisten geliebt. Am 26. Oktober 1967 krönte er seine Gattin sogar zur Kaiserin. Nach dem Schah war sie nun die mächtigste Person im Land.

 Farah Diba war die erste iranische Braut. Sie kannte die Mentalität und die Landessprache. © picture alliance Farah Diba war die erste iranische Braut. Sie kannte die Mentalität und die Landessprache. © picture alliance

Die Pahlavi-Dynastie zerbricht

Die Schwierigkeiten im Land wurden jedoch immer größer. Das Volk war unzufrieden, immer wieder kam es zu gewalttätigen Demonstrationen. Die islamische Revolution kostete den Schah 1979 schließlich den Thron. Der Monarch war bereits schwer krank, als die Familie ins Exil fliehen musste. Mohammad Reza Pahlavi starb schließlich am 27. Juli 1980 nach langem Krebsleiden. Farah Diba wird seinen Verlust nie verwinden können.

Es war nicht der letzte Schicksalsschlag für die ehemalige Kaiserin bleiben. Am 10. Juni 2001 nahm sich ihre Tochter Prinzessin Leila mit einer Überdosis Schlafmitteln das Leben. Sie hatte zuvor jahrelang unter Ess- und Schlafstörungen sowie Depressionen gelitten. Leila wurde nur 31 Jahre alt.

Fast zehn Jahre später verübte auch ihr jüngster Sohn Ali-Reza Pahlavi Selbstmord. Der 44-Jährige litt ebenfalls unter Depressionen.

 Farah Diba ist die allererste und letze Kaiserin des Iran. © picture alliance/Mary Evans Picture Library Farah Diba ist die allererste und letze Kaiserin des Iran. © picture alliance/Mary Evans Picture Library

Ex-Königin Soraya trifft Ex-Kaiserin Farah Diba beim Shoppen

Farah Diba lebt heute in Paris und den USA. Ihren verstorbenen Ehemann vermisst noch immer: „Die Trauer begleitet mich bis heute. Seit seinem Tod fühle ich eine Leere in mir. Es ist merkwürdig, aber ich vermisse meinen Mann mehr denn je.“

Seine erste Frau Fausia lernte sie nie kennen. Soraya traf sie jedoch zufällig in Paris bei Dior. „Ich hörte, wie ein Verkäufer ,Your Highness’ sagte, drehte mich um und sah Prinzessin Soraya“, erzählte sie einmal im Interview mit „Welt“. Gesprochen haben die beiden Frauen kein Wort miteinander. Doch sicher wird Farah Diba in dem Gesicht von Soraya eine Traurigkeit gesehen haben, die sie selbst nur zu gut kennt …

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