König Baudouin: Darum durfte er für 36 Stunden nicht regieren

König Baudouin steckte 1990 in einem Dilemma. Wie sollte er regieren und trotzdem ein reines Gewissen behalten? Schließlich hatte der belgische Royal eine ungewöhnliche Idee. 

König Baudouin von Belgien
Baudouin, hier mit seiner Ehefrau Fabiola, sprach sich gegen die Abtreibung aus. © Photonews via Getty Images

Ein Gesetz löste bei König Baudouin einen Gewissenskonflikt aus

Ein König wird für 36 Stunden entmachtet – wo gibt’s denn sowas? Was wie die Frage einer Quiz-Show klingt, ist so tatsächlich 1990 in Belgien passiert. Damals stand König Baudouin vor der größten Bewährungsprobe seiner Regentschaft. Das Parlament hatte nämlich das Gesetz zur Liberalisierung der Abtreibung verabschiedet. Nun fehlte nur noch die Unterschrift des belgischen Monarchen. Doch der Royal haderte.

Bei König Baudoin löste das Abtreibungsgesetz einen Gewissenskonflikt aus. Der Bruder von Albert II. war streng katholisch. Die Vorstellung, dass Frauen ihre ungeborenen Babys töten, widersprach seinen Moralvorstellungen. Möglicherweise hatte auch sein eigener, unerfüllter Kinderwunsch Einfluss darauf. Seine Frau, Königin Fabiola, hatte fünf Fehlgeburten. Eigener Nachwuchs war dem Paar nicht vergönnt. Schließlich schrieb Baudouin dem belgischen Premierminister, dass er seine Unterschrift aus Gewissensgründen verweigern muss.

Der belgische Monarch wurde für regierungsunfähig erklärt

Um eine Verfassungskrise abzuwenden, musste ein Schlupfloch gefunden werden. Schließlich einigten sich die Regierung und der König auf einen merkwürdigen, aber durchaus legitimen Plan. Auf eigenen Wunsch wurde König Baudouin am 4. April 1990 für regierungsunfähig erklärt. Wie es die Verfassung für den Fall vorsieht, übernahm die gesamte Regierung die Funktion des Staatsoberhauptes. Schließlich unterzeichneten alle Regierungsmitglieder das Gesetz und Abtreibungen wurden in Belgien legalisiert. Nach 36 Stunden konnte die vorübergehende Regierungsunfähigkeit von König Baudouin schlussendlich wieder aufgehoben.

König Philippe Baudouin und Fabiola
Baudouin und Fabiola von Belgien mit ihrem „Lieblingsneffen“ Philippe. © News via Getty Images

Das öffentliche Echo blieb nicht aus. Während Monarchiegegner die unmittelbare Absetzung des Monarchen forderten, waren andere von seinem klugen Schachzug begeistert. Der König der Belgier blieb auf dem Thron – wenn auch nicht mehr für sehr lange. Am 31. Juli 1993 erlag Baudouin einem Herzstillstand und starb im Alter von 62 Jahren. Da er selbst keine Kinder hatte, folgte ihm sein jüngerer Bruder Albert auf den Thron. Dessen Sohn Philippe ist heute der amtierende König.></p>
		</div>
				</div>
					</div>
		</div>
				<div class=

Anzeige

Weitere News der Royals