Wird sich König Willem-Alexander wirklich öffentlich entschuldigen? Die Niederlande wartet mit Spannung auf eine Rede des Royals.
Viele Menschen hoffen auf eine Entschuldigung von König Willem-Alexander
„Wer sich seiner Vergangenheit nicht erinnert, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen“ – George Santayana
Es ist ein wichtiges Datum in der niederländischen Geschichte. Am 1. Juli 1863 wurde die Sklaverei im südamerikanischen Suriname und auf den Karibikinseln per Gesetz abgeschafft. Allerdings mussten viele Sklaven noch weitere zehn Jahre unter schwierigen Bedingungen arbeiten, sodass die Sklaverei für viele erst 1873 offiziell beendet war. Am 1. Juli jährt sich das Datum zum 150. Mal.
König Willem-Alexander und Königin Maxima werden an dem Tag an einer nationalen Gedenkfeier in Amsterdam teilnehmen. Der Monarch wird eine viel erwartete Rede halten. Experten gehen davon aus, dass sich König Willem-Alexander im Namen der Regierung öffentlich für die Verbrechen während des Kolonialismus entschuldigen wird. Auch viele Nachfahren versklavter Menschen hoffen darauf. Nicht ohne Grund.
Sklaverei machte das niederländische Königshaus reich
Das niederländische Königshaus hat erheblich vom Sklavenhandel profitiert. Laut einer neuen Studie mit dem Titel „Staat und Sklaverei“ haben die Vorfahren von König Willem-Alexander in der Ära des Kolonialismus eine halbe Milliarde Euro verdient. Bis heute gibt es Diskussionen, ob Wiedergutmachungen gezahlt werden sollten.
Premierminister Mark Rutte hatte sich bereits im Dezember 2022 für die Verbrechen während der Kolonialzeit entschuldigt. Nun soll König Willem-Alexander seinem Beispiel folgen. „Wenn sich der König tatsächlich am 1. Juli entschuldigt, ist das ein historischer Moment und von großer Bedeutung für viele Nachkommen“, so Politikreporter Fons Lambie zu „RTL Nieuws“.
Royals verzichten auf die Goldene Kutsche
König Willem-Alexander hatte bereits Anfang 2022 ein wichtiges Zeichen gesetzt. Die „Goldene Kutsche“ wurde bis auf Weiteres aus dem Verkehr gezogen. Die Regierung hatte Königin Wilhelmina das opulente Gefährt 1898 geschenkt. Die niederländischen Royals hatten die Pferdekutsche bis zu einer längeren Restaurierungsphase traditionell als Transportmittel zur Parlamentseröffnung genutzt.
Einige Niederländer sehen in dem Gefährt jedoch ein Symbol für Rassismus und Unterdrückung. Denn eine Zeichnung auf der linken Seitenwand erinnert an die Sklaverei-Vergangenheit des Landes. Das Bild „Tribute of the Colonies“ vom Künstler Nicolaas van der Waay zeigt kniende Schwarze, die ihren weißen Herren sowie einer jungen Frau auf dem Thron Kakao und Zuckerrohr übergeben.
„Einander zuzuhören und zu verstehen sind wesentliche Voraussetzungen, um Versöhnung zu erreichen und den Schmerz aus den Seelen der Menschen zu nehmen“, hatte König Willem-Alexander damals erklärt.