Königin Margrethe von Dänemark feiert am 16. April ihren 80. Geburtstag. Grund genug, auf das bewegte Leben der einzigartigen Monarchin zurückzublicken.
Königin Margrethe feiert ihren 80. Geburtstag
Margrethe von Dänemark ist eine Frau von Format. Und das gilt nicht nur wegen ihrer Körpergröße von 1,82 Metern. Sie zählt zu der letzten Generation großer Königinnen, mit denen sie dennoch so wenig gemeinsam hat. Es fehlt ihr ein wenig an Grazie und königlichem Zauber. Doch daraus macht sich die Monarchin ohnehin wenig. Sie trinkt gerne Rotwein, raucht starke griechische Zigaretten, selbst wenn die Enkel dabei sind, und flucht.
Was andere denken, kümmert sie wenig. Rückgrat zeigt sie auch bei ihren Neujahrsansprachen. Die Dänenkönigin scheut nicht davor, prekäre Themen wie Nationalismus, Fremdenhass und Gewalt anzusprechen. Doch wie wurde sie zu der Frau, die sie heute ist?
Sie war für den Thron gar nicht vorgesehen
Am 16. April 1940 erblickte Margrethe Alexandrine Thorhildur Ingrid auf Schloss Amalienborg das Licht der Welt. Dass „Daisy“, wie ihr Spitzname lautet, eines Tages auf dem dänischen Thron landen wird, ahnt damals noch niemand. Als die älteste Tochter von König Frederik IX. und Königin Ingrid geboren wurde, galt nämlich die männliche Erbfolge. Da das dänische Königspaar jedoch nur Töchter hatte, musste ein neues Erbrecht geschaffen werden. Am 27. März 1953 wurde ein neues Thronfolgegesetz verabschiedet, dass zwar weiterhin männlichen Erben den Vorzug gab, doch auch Töchtern den Weg auf den Thron ermöglichte. Von diesem Zeitpunkt an wurde Margrethe konsequent auf ihre Rolle als künftige Königin vorbereitet.
Mit Beginn ihrer Volljährigkeit wurde die Adlige zum Mitglied des dänischen Staatsrates ernannt. Ein Jahr später legte sie ihr Abitur an der Niels-Zahn-Schule ab und machte eine Ausbildung zur Gruppenführerin im dänischen Frauenluftwaffenkorps. 1960 begann sie ihr Studium in Philosophie, Politikwissenschaften und Archäologie, welches sie nach Cambridge, Kopenhagen, Aarhus, Paris und London führte.
Sie ist Prinz Henrik sofort verfallen
Während ihrer Zeit in der britischen Hauptstadt lernte sie den attraktiven französischen Diplomaten Henri Graf Laborde de Monpezat kennen. „Es war Liebe auf den ersten Blick“, verriet Margrethe in einem Interview. „Der ganze Horizont stand in Flammen“. Vor allem ihre Liebe zu Literatur verband die beiden Turteltauben.
Am 10. Juni 1967 heiratete die künftige Königin ihren Henri und machte ihn zum Prinzen. Für die Liebe gab der stolze Franzose einiges auf. Der Graf musste nicht nur seinen Namen in „Prinz Henrik“ ändern lassen, sondern auch seine Nationalität, Konfession und seinen Beruf als Sekretär in der Botschaft aufgeben. Ein Opfer, das später noch die Grundlage für jede Menge Konflikte liefern würde …
Doch zunächst hing der Himmel voller Geigen. Für die Flitterwochen reisten die Frischvermählten auf die mexikanische Halbinsel Cozumel. Schnell trug ihre Liebe Früchte: Am 26. Mai 1968 wurde Thronfolger Kronprinz Frederik geboren, ein Jahr später folgte Prinz Joachim. Gemeinsam lebten sie mit ihren Bediensteten auf Schloss Amalienborg.
Sie beweist sich als Königin
Doch die glücklichen Jahre nahmen jäh ein Ende, als König Frederik IX. am 14. Januar 1972 starb. Einen Tag später wurde seine 31-jährige Tochter von Premierminister Jens Otto Krag auf dem Balkon von Schloss Christiansborg zur Königin ernannt. Typisch dänisch lief die Inthronisierung wenig pompös ab, denn feierliche Krönungszeremonien gab es in Dänemark seit 1849 nicht mehr.
„Mein geliebter Vater, unser König, ist tot. Die Aufgabe, die mein Vater fast 25 Jahre lang getragen hatte, ruht jetzt auf meinen Schultern. Ich bete zu Gott, mir Hilfe und Kraft zu geben, um das schwere Erbe zu tragen. Möge das Vertrauen, das meinem Vater gegeben wurde, auch mir gewährt werden“, erklärte sie in ihrer Antrittsrede.
Nach 560 Jahren hatte in Dänemark wieder eine Frau das Zepter in der Hand. Im Gegensatz zu anderen Thronerben haderte sie nicht mit ihrer Rolle. „Ich mochte meine Position von Anfang an. Es ist großartig, dein ganzes Leben lang arbeiten zu können.“ Dass sie als Frau auf den Thron sitzt, sieht sie eher als Vorteil. „Eine wichtige Sache ist, dass Sie mich nicht 1 zu 1 mit meinem Vater vergleichen können. Er war ein Mann. Ich war eine Frau und ich war jung. Man vergleicht oft einen Sohn mit seinem Vater, aber mit einer Tochter ist es anders“, erklärte sie im Herbst 2019 gegenüber „Expressen“.
Die Pflicht stand von Anfang an an erster Stelle. Ihren „Job“, wie sie ihr königliches Amt nennt, erledigt sie vorbildlich. Sie repräsentiert Dänemark und gilt als Symbol der Einheit. Die Dänen verehren ihre Königin zutiefst.
Das Familienleben leidet unter der Krone
Abstrich machte die Monarchin im Familienleben. Wegen seiner schweren Kindheit dachte der sensible Kronprinz Frederik sogar an Selbstmord. „Meine Mutter hat meine Erziehung Kindermädchen überlassen. Ich hatte mit meinen Eltern eigentlich nicht viel zu tun, bis ich 21 war. Als ich klein war, wurde ich ihnen vorgeführt, und zwar gewaschen, ehe man mich ins Bett legte“, klagte der Thronfolger einmal gegenüber dem Magazin „Parade“.
Die Dänin gab offen zu, dass sie Schwierigkeiten mit der Mutterrolle hatte: „Ich muss zugeben, dass mir kleine Kinder nicht soviel sagen. Ich finde es interessanter, wenn man sich mit ihnen vernünftig unterhalten kann.“ Ein anderes Mal erklärte sie: „Die Jungen bedeuten mir unendlich viel, und das wissen sie auch. Auf der anderen Seite bin ich nicht der Typ, der die Kinder die ganze Zeit nah bei sich haben will.“
Krisen in der dänischen Königsfamilie
Und auch Prinz Henrik wurde zusehends unzufriedener. Die Rolle als Prinzgemahl missfiel dem stolzen Franzosen. Immer wieder beklagte er sich darüber, dass er kein König sein durfte. Seine Frau nahm das kommentarlos hin und versuchte die Wogen zu glätten. „Man muss sich immer wieder um eine gute Ehe bemühen“, gab sich Königin Margrethe diplomatisch. Seine letzten Jahre zog sich Prinz Henrik vermehrt in Südfrankreich zurück, Affärengerüchte machten die Runde.
2007 veröffentlicht Hofreporterin Trine Villemann das Skandalbuch „1015 København K“. Darin beschreibt sie die Monarchin als amtsmüde. Die Ehe von Kronprinz Frederik und seiner eifersüchtigen Gattin Kronprinzessin Mary sei zudem dem Untergang geweiht. Auch wenn sich nichts davon bewahrheitet hatte, sorgte das Buch für ein Beben im Palast.
Im August 2017 verkündete Prinz Henrik öffentlich, dass er nicht neben seiner Frau begraben werden wolle. Die Adlige nahm auch das hin. Vielleicht, weil sie schon ahnte, dass etwas mit ihrem Mann nicht stimmte? Wenige Wochen später wurde festgestellt, dass Prinz Henrik an Demenz erkrankt war. In dieser schwierigen Zeit hielt die dänische Königin weiter zu ihrem Mann.
Am 13. Februar 2018 starb Prinz Henrik schließlich und Königin Margrethe wurde zur Witwe. „Er kommt eben nicht mehr durch die Tür und fragt schnell, ob wir dies oder das tun sollen“, so die Monarchin in einem Interview auf Schloss Cayx. „Es ist etwas anderes, wenn man alleine ist.“
Trotz ihres hohen Alters arbeitet die Dänenkönigin munter weiter. „Ich muss einräumen, dass ich mich nicht sonderlich alt fühle“, sagte sie der Zeitung „Politiken“. Daran, ihrem ältesten Sohn das Zepter zu überlassen, denkt sie nicht. „Ich bleibe auf dem Thron, bis ich herunterfalle“, hatte die Regentin einmal gesagt. Margrethe ist und bleibt eben eine Frau von Format.