Kronprinzessin Victoria: „Ich hasste meinen Anblick“

Kronprinzessin Victoria ist die strahlende Hoffnung im schwedischen Königshaus. Doch auch die Thronerbin erlebte schwere Zeiten. „Ich hasste meinen Anblick“, sagte sie sogar einmal.

Kronprinzessin Victoria
Die schwedische Kronprinzessin durchlebte eine schwere Lebenskrise. © picture alliance / dpa | Albert Nieboer

Kronprinzessin Victoria litt an Magersucht

Ihr Glück musste sich Kronprinzessin Victoria hart erkämpfen. Denn nicht immer war ihr Leben so sorglos wie heute. Vor einigen Jahren durchlebte die Thronerbin schwere Zeiten. Als junge Frau erkrankte die Schwedin schwer an Magersucht. Innerhalb von kurzer Zeit war sie nur noch Haut und Knochen. Doch was führte zu der schweren Krankheit?

Rückblick: 1993 verliebte sich die Schwedin in den vier Jahre älteren Daniel Collert. Sie hatte den Sohn eines Industriellen über gemeinsame Freunde kennengelernt. Ihre Beziehung war jedoch ein Auf und Ab. 1995 feierte Daniel Collert mit seinen Freunden in einem Club. Dort schaute der junge Mann ziemlich tief ins Glas. Als er nach Hause zurückkehrte, war er so angetrunken, dass er die Treppe hinunterfiel und mit dem Schädel aufschlug.

Zum Glück hörte sein Stiefvater den Knall. Sofort wurde Daniel ins Karolinska-Krankenhaus gebracht. Dort stellten die Ärzte eine lebensgefährliche Hirnblutung fest. Es war ein Kampf um Leben und Tod. Zehn Stunden wurde der junge Schwede operiert. Man kann sich nur vorstellen, welche Höllenqualen Victoria in dieser Zeit durchlitten haben muss.

Daniel Collert und Kronprinzessin Victoria
Daniel Collert war die erste große Liebe von Kronprinzessin Victoria. Beide stützten sich gegenseitig in schwierigen Zeiten. 2001 zerbrach ihre Beziehung endgültig. © dpa – Fotoreport

Zwar überlebte ihr Freund den Eingriff, doch zunächst war unklar, welche Folgeschäden Daniel davontragen würde. Der spätere Filmemacher hatte Glück im Unglück: Nach einigen Wochen in der Reha ging es ihm deutlich besser. Doch er hatte weiter mit Erschöpfung, Konzentrationsschwierigkeiten und Gleichgewichtsschwierigkeiten zu kämpfen. Seine Frustration wuchs. Die Belastung wurde zu viel für das junge Paar. Im Frühjahr beschlossen sich Victoria und Daniel auf unbestimmte Zeit zu trennen.

Zwei geliebte Familienmitglieder starben in kurzer Zeit

Die künftige Königin war am Boden zerstört. Doch nicht nur Liebeskummer machte der Thronerbin das Herz schwer. Auch einige ihrer Freundschaften gingen in dieser Zeit in die Brüche. „Ich begann mich zu fragen, wer meine wirklichen Freunde waren. Wem konnte ich wirklich vertrauen? Ich fand heraus, dass es Menschen in meiner Nähe gab, die ich für meine Freunde hielt, die aber – wie sich herausstellte – nicht die gleiche Definition hatten“, erzählte die Brünette später. Einige ihrer sogenannten Freunde verrieten ihre Geheimnisse an die Medien.

Es wurde daher dringend Zeit für einen Tapetenwechsel. Nach dem Abitur im Jahr 1996 ging Victoria Paris. An der Université Catholique de l’Ouest studierte sie Französisch und französische Literatur.

Victoria genoss ihren Aufenthalt sehr. Endlich war sie anonym und konnte neue Freundschaften schließen. Doch die Zeit der Unbekümmertheit währte nicht allzu lange. Denn in kurzer Zeit musste Victoria Abschied von zwei geliebten Familienmitgliedern nehmen. Am 5. Januar 1997 starb ihr geliebter Onkel Prinz Bertil. Und auch ihrer Großmutter ging es immer schlechter. Alice de Toledo Sommerlath war herzkrank und litt unter Demenz. Am 9. März schloss die Mutter von Königin Silvia schließlich für immer die Augen.

Victoria von Schweden wurde immer dünner

Nach der Beerdigung kehrte Kronprinzessin Victoria nach Frankreich zurück. Mit im Gepäck war ihre unendliche Trauer. Plötzlich fühlte sie sich einsam und verloren. Ein Gefühl, das sie lange begleiten sollte. Als sie im Sommer 1997 nach Schweden zurückkehrte, hatte sich Victoria verändert. Sie war dünner geworden, das Leuchten in ihren Augen war verschwunden. Dazu kam der Druck, als Thronfolgerin zu bestehen. Als Vorbereitungen auf ihre künftige Rolle absolvierte sie ein spezielles Ausbildungsprogramm. Perfektionistisch wie Victoria nun einmal ist, versuchte sie es allen recht zu machen. Doch sie verlor sich dabei immer mehr selbst. „In diesem Moment war die Kontrolle über das Essen ein Weg für mich zu überleben“, sagte sie später in ihrem Buch.

Ihre Seele litt und ihr Körper schrumpfte. Vor den Augen der Welt wurde Victoria immer dünner. Schließlich machte die schwedische Königsfamilie ihre Krankheit öffentlich. „Kronprinzessin Victoria leidet an Essstörungen, wie der Hof vergangene Freitag bestätigte. Die Kronprinzessin Victoria ist in Behandlung, und der Hof bittet die Medien, Victoria in Ruhe zu lassen“, hieß es am 28. November 1997 in einer offiziellen Pressemitteilung.

Magersucht Kronprinzessin Victoria
Die Kronprinzessin magerte in kurzer Zeit erschreckend ab. Der Hof räumte schließlich ihre Magersucht ein. Königin Silvia erklärte: „Victoria ist sehr tüchtig. Das merken Menschen und erwarten sehr viel von ihr. Victoria spürte das und hungerte sich in diese Verzweiflung.“ © dpa – Fotoreport

„Ich hasste meinen Anblick“

„Es gab in meinem Leben eine Zeit, in der ich mir sehr einsam und verloren vorkam“, beschrieb Victoria diese Periode ihres Lebens später. „Als Mensch fühlte ich mich gut. Aber als Kronprinzessin befand ich mich nicht im Einklang mit mir selbst. Da kamen plötzlich Essstörungen. Mein Leben wurde damals von anderen, nur nicht von mir bestimmt. Die Kontrolle über das Essen war das Einzige, was mir noch geblieben war. Es war meine Art, mit meiner ständigen Angst umzugehen. Es ist schwer zu erklären, warum ich damals so handelte. Ich hasste meinen Anblick.“ Eine Aussage, die bis heute schockiert. Denn sie verdeutlich, wie sehr die Essstörung der jungen Adligen zugesetzt hatte.

Schließlich ging die junge Thronfolgerin Anfang 1998 in die USA. Dort studierte sie an der renommierten Yale-Universität und suchte sich zudem professionelle Hilfe, um ihre Essstörung in den Griff zu bekommen. „Ich lernte, die Gefühle in Worte zu fassen, zu verstehen, was ich überhaupt fühlte. Damit lernte ich, Grenzen zu setzen und mich vielleicht nicht mehr zu sehr zu pushen”, erklärte die Tochter von König Carl Gustaf und Königin Silvia.

Kronprinzessin Victoria von Schweden nachdenklich
Kronprinzessin Victoria fand den Mut, offen über ihre schwere Lebenskrise zu sprechen. Dafür wird sie von vielen Schweden bewundert. © picture alliance / TT NEWS AGENCY

Mit professioneller Hilfe wurde Kronprinzessin Victoria wieder gesund

Langsam konnte ihre Seele wieder heilen. Und auch Victoria und Daniel Collert fanden wieder zueinander. Aus Liebe folgte er ihr sogar in die USA. In der Presse wurden sogar Verlobungsgerüchte laut. Das Paar ließ sich nämlich Ringe mit den Worten „Daniel & Victoria, NY Mai 1999“ gravieren.

Als sie nach Schweden zurückkehrte, war die Thronerbin so stark wie nie zuvor. Sie hatte ihre Magersucht überwunden. „Heute befinden sich Victoria und die Kronprinzessin nicht mehr im Wettstreit miteinander. Aber eigentlich bin ich dankbar, dass diese Krise so früh in mein Leben gekommen ist“, sagte die Schwedin einmal. Denn auch wenn Victoria diese Zeit viele Tränen kostete, wurde sie dadurch zu der starken Frau, die sie heute ist.

Quellen: Buch: „Victoria, Victoria!“ (schwedisch), Buch: „Victoria: Eine Königstochter erobert die Herzen“

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