Prinzessin Marie-Christine von Belgien wird heute 70 Jahre alt. Das Leben der Halbschwester von Alt-König Albert wurde durch eine furchtbare Vergewaltigung beinahe zerstört.
Prinzessin Marie-Christine schrieb über traurige Kindheit
Das Licht der Welt erblickte Prinzessin Marie-Christine am 6. Februar 1951. Als Tochter von König Leopold III. und seiner zweiten Ehefrau Prinzessin Lilian schien ihr ein Leben wie im Märchen vorbestimmt zu sein.
Doch so heil und glücklich, wie ihre Familie nach außen präsentiert wurde, war sie nicht. Die Halbschwester von Ex-König Albert hat ein wahres Martyrium hinter sich. 2004 veröffentlichte die Königstochter ihre Biografie „La Brisure“ („Der Bruch“), in der sie schonungslos über ihre Kindheit am belgischen Hof berichtet.
Prinzessin Lilian gab ihrer Tochter die Schuld an der Vergewaltigung
Als Prinzessin Marie-Christine 18 Jahre alt war, veränderte sich ihr Leben für immer. Sie wurde auf einer Party von ihrem Cousin vergewaltigt. Verstört vertraute sich das Mädchen einer Freundin an. Diese erzählte es jedoch ihren Eltern, die kurzerhand Leopold und Lilian informierten.
Doch anstatt Mitgefühl erntete sie nur Verachtung. „Meine Mutter nahm den Cousin in Schutz und ging davon aus, dass ich schuld war. Ich wurde sogar zwei Monate in einem Zimmer in unserem Ferienhaus in Frankreich weggesperrt. Meine Mutter sagte, ich sei pervers und ich sei nicht mehr ihre Tochter“, erinnert sich die Belgierin in dem Buch. „Bis heute trifft mich ihre Reaktion schlimmer als die Vergewaltigung selbst. Ich werde ihr nie verzeihen, dass sie mich, das Opfer, zum Täter gemacht hat“, sagte sie gegenüber dem „Stern“.
Durch die verheimliche Vergewaltigung kam es zum endgültigen Bruch mit ihrer Mutter. Schon zuvor war das Verhältnis schwierig. Denn Prinzessin Lilian war laut ihrer Aussage eine schreckliche Tyrannin. „Sie war kalt. Sie terrorisierte mich“, so Prinzessin Marie-Christine. Sie soll ihre Tochter sogar geschlagen haben. „Bis zu dem Tag, an dem sie starb, hatte ich Angst vor meiner Mutter.“
„Ich lebte wie eine Zigeunerin“
Um über den Missbrauch hinwegzukommen, fing die Prinzessin an Drogen zu nehmen. Zudem suchte sie Liebe bei verschiedenen Männern. „Ich geriet in einen Teufelskreis: Sex hat mir kein Vergnügen bereitet, aber ich sagte mir, es sei ein Teil davon, etwas Zuneigung zu bekommen.“
Zur Strafe für rebellisches Verhalten wurde Marie-Christine für drei Monate nach Kanada geschickte. „Man wollte mich weghaben aus Argenteuil und weit weg von meinen ,schlechten Kontakten’.“ Die Halbschwester von Alt-König Albert kehrte nie wieder zurück.
Ohne Geld aus dem Palast musste sie sich alleine durchschlagen. „Niemand wollte mir einen Job geben, denn ich konnte nichts. Ich lebte wie eine Zigeunerin und übernachtete bei Freunden“, erzählt sie in ihrer Biografie. Aus Verzweiflung wäre sie sogar fast in der Prostitution gelandet. Doch dann erbarmte sich ihr Halbbruder Baudouin und schickte ihr Geld – auch um eine Abtreibung zu bezahlen. In den Medien wird die junge Frau zu der Zeit als schwarzes Schaf der Familie gesehen. Sie sei eine Skandalprinzessin, hieß es. Denn niemand ahnte, dass ihr rebellisches Verhalten nur die Folge von ihrem Leid war.
Keiner weiß, wo sie heute steckt
1981 heiratete sie Paul Drucker, doch schon nach 40 Tagen ging die Ehe in die Brüche. Die Scheidung erfolgte jedoch erst vier Jahre später. 1989 gab sie Jean-Paul Gourgues das Jawort.
Am 7. Juni 2002 starb Prinzessin Lilian. Prinzessin Marie-Christine fehlte bei der Beerdigung, denn zu einer Versöhnung kam es nie. „Als man mir erzählt hat, meine Mutter sei für immer gegangen, habe ich keine Träne verloren. Ich spürte nur noch Erleichterung. Endlich Ruhe“, erklärte die heute 70-Jährige damals.
Die Tante von König Philippe lebt aktuell in den USA. In Belgien wurde sie seit Jahren nicht mehr gesehen. „Ich mag das entspannte Leben in den USA. Hier können Sie tun, was Sie wollen. Die Leute beurteilen dich nicht, es ist ihnen egal. Du bist frei.“