König Willem-Alexander: Seine Entschuldigung sorgt für Kritik

König Willem-Alexander hat sich in einer historischen Rede für Sklaverei entschuldigt. Der Historiker Maarten van Rossem hält diese Geste für unnötig.

König Willem-Alexander entschuldigt sich für die SklavereiFoto: Getty Imagesc
König Willem-Alexander hofft, dass nach der Entschuldigung gemeinsam an der Heilung und Versöhnung gearbeitet werden kann. © Patrick van Katwijk/Getty Images

König Willem-Alexander entschuldigt sich für Sklaverei

Es war ein historischer Augenblick. Am Samstag (1. Juli) fand in Amsterdam eine Gedenkfeier zum 150. Jahrestag zur Abschaffung der Sklaverei statt. Zahlreiche Nachfahren von Sklaven waren anwesend, als sich König Willem-Alexander für die Verbrechen während der Kolonialzeit entschuldigte.

„(…) Von allen Formen der Unfreiheit ist die Sklaverei die verletzendste, erniedrigendste und demütigenste“, sagte der niederländische Monarch in seiner Rede. „Einen Mitmenschen als eine Ware betrachten, über die man nach Belieben verfügen kann. Wie ein unwilliges Werkzeug, um Gewinn zu machen. Dass man ungestraft Ketten anketten, handeln, brandmarken, foltern, bestrafen und sogar töten kann.“ Und dann folgten die Worte, die so vielen Menschen viel bedeuten:  „Als Ihr König und Teil der niederländischen Regierung stehe ich heute hier und entschuldige mich mit Herz und Seele.“

König Willem-Alexander hält Rede bei Keti Koti-Gedenkfeier
Der Jahrestag der Abschaffung der Sklaverei in den niederländischen Kolonien heißt Keti Koti. Auf Sranantongo bedeutet das „Zerbrechen der Ketten“.© Patrick van Katwijk/Getty Images

Das niederländische Königshaus erlangte seinen Wohlstand durch Sklaverei

Ab dem 17. Jahrhundert wurden über 600.000 Menschen aus Afrika in den karibischen Teil der Niederlande verschleppt und dort versklavt. 75.000 von ihnen starben schon während der langwierigen Überfahrt.

Das niederländische Königshaus hatte erheblich vom Sklavenhandel profitiert. Laut einer neuen Studie mit dem Titel „Staat und Sklaverei“ haben die Vorfahren von König Willem-Alexander in der Ära des Kolonialismus rund eine halbe Milliarde Euro verdient. Premierminister Mark Rutte hatte sich bereits im vergangenen Dezember entschuldigt.

König Willem-Alexander und Königin Maxima
Am 1. Juli 1863 wurde die Sklaverei im südamerikanischen Suriname und auf den Karibikinseln per Gesetz abgeschafft. Allerdings mussten viele Sklaven noch weitere zehn Jahre unter schwierigen Bedingungen arbeiten, sodass die Sklaverei für viele erst 1873 offiziell beendet war. Königin Maxima begleitete ihren Mann zum 150. Jahrestag. © Patrick van Katwijk/Getty Images

Historiker bewertet die Entschuldigung von König Willem-Alexander als „überflüssig“

Obwohl die Geste von König Willem-Alexander zum größten Teil positiv bewertet wird, gibt es auch Kritik. Der niederländische Historiker Maarten van Rossem hält die Entschuldigung für „überflüssig“. „Ich empfinde es als eine Art lästige, politisch korrekte Angewohnheit, sich für Dinge zu entschuldigen, die man selbst nicht getan hat und die zudem vor Hunderten von Jahren in einer Welt stattfanden, die völlig anders aufgebaut war, auch nach Normen und Werten“, sagte der 79-Jährige in der RTL 4-Talkshow „Renze Op Zondag“.

Er sieht in der Entschuldigung der Regierung sogar eine gewisse Scheinheiligkeit. Schließlich habe die Niederlande erst kürzlich vor moderner Sklaverei die Augen verschlossen und an der Fußballweltmeisterschaft in Katar teilgenommen. Mindestens 6500 Gastarbeiter sollen durch die unmenschlichen Arbeitsbedingungen zu Tode gekommen sein.

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