Marina, die Herzogin von Kent galt als die schönste Prinzessin Europas und gefeierte Stilikone. ADELSWELT stellt die Adlige aus dem griechischen Königshaus vor.
Prinzessin Marina war eine Enkelin des griechischen Königs
Es war der 13. Dezember 1906, als Prinzessin Marina von Griechenland und Dänemark das Licht der Welt erblickte. Sie war das dritte und letzte Kind von Prinz Nikolaus von Griechenland und Großfürstin Jelena Wladimirowna Romanowa. Ihr Großvater väterlicherseits war König Georg I. von Griechenland (*1845-†1913), der 1913 durch ein Attentat ums Leben kam. Mütterlicherseits gehörte sie dem russischen Romanow-Adel an.
Gemeinsam mit ihren beiden älteren Schwestern, Prinzessin Olga und Prinzessin Elisabeth, wuchs Prinzessin Marina zunächst bei ihren Großeltern in Athen auf. Ihre Erziehung wurde hauptsächlich von dem englischen Kindermädchen Kate Fox übernommen. Als Königin Olga bemerkte, dass Marina anfing, auch ihre Gebete auf Englisch zu sprechen, war sie irritiert und konfrontierte ihre Enkelin. „Ich habe das mit Gott abgesprochen. Ich sagte ihm, dass ich am liebsten auf Englisch mit ihm rede, und er sagte: ,Wie du willst, Marina. Für mich sind alle Sprachen gleich’“, soll Prinzessin Marina daraufhin geantwortet haben.
Als Marina elf Jahre alt war, wurde die griechische Monarchie gestürzt. Ihre Familie wurde gezwungen, Griechenland zu verlassen, und floh ins Exil. Nach einer Odyssee durch Europa ließen sie sich in Paris nieder. Trotz blauem Blut lebte die Familie in eher ärmlichen Verhältnissen und war auf die Wohltätigkeit von Freunden angewiesen.
Sie war die „schönste Prinzessin“ – hatte aber einen Makel
In Paris begann Prinzessin Marina, einen Sinn für Mode und Make-up zu entwickeln. Auch Infantin Eulalia von Spanien wurde auf ihre Verwandlung zum schönen Schwan aufmerksam. Sie erklärte die junge Adlige „zur schönsten Prinzessin Europas“ und war sicher, dass „jeder Mann sich leicht in sie verlieben würde.“
Zar Boris III. von Bulgarien hatte Interesse an der griechischen Schönheit. Sie hatte jedoch einen Makel – ihre Familie hatte zu wenig Geld. Als klar wurde, dass es keine ausreichende Mitgift gab, waren die Verlobungspläne vom Tisch.
1932 lernte Marina ihren Cousin zweiten Grades, Prinz George, Herzog von Kent, kennen. Er war der vierte Sohn von König George V. und ihrer Patentante Queen Mary. Aus einer zarten Freundschaft wurde über die Jahre mehr. Im August 1934 wurde ihre Verlobung offiziell bekannt gegeben.
Hochzeit und Familienglück
Die Hochzeit folgte am 29. November 1934. Zunächst gab sich das Paar in der Westminster Abbey das Jawort, kurz darauf folgte eine griechisch-orthodoxe Zeremonie in der Privatkapelle des Buckingham Palastes. Georges Nichte, die spätere Queen Elizabeth, war Blumenmädchen bei der Hochzeit.
Der französische Designer Edward Moleyneux entwarf das Brautkleid von Prinzessin Marina. Die Robe war aus weißer Seide und silbernem Lamébrokat gefertigt und mit einem englischen Rosenmuster versehen. Die Modezeitschrift „Vogue“ lobte das Kleid als „die Summe jener schlichten Vollkommenheit“.
Als Kopfschmuck wählte Marina die Diamond Fringe Tiara. Das Schmuckstück hatte sie von der Stadt London zu ihrer Hochzeit mit Prinz George bekommen.
Das Paar bekam die Kinder Prinz Edward (*1935), Prinzessin Alexandra (*1936) und Prinz Michael (*1942).
Marina, Herzogin von Kent: Die Modekönigin der Royals
Das Paar war sehr beliebt. In der Öffentlichkeit war George als attraktiver Kriegsheld bekannt. Prinzessin Marina wurde für ihre Schönheit bewundert und sorgte für einen zusätzlichen Glamour-Faktor im Königshaus. Geprägt durch ihre Zeit in Paris, besaß sie ein sicheres Gespür für Mode.
„Alle sind so entzückt von ihr, besonders die Menge. Als sie am Bahnhof Victoria ankam, erwarteten sie eine altbackene Prinzessin, wie es meine Familie leider ist – aber als sie dieses schöne, schicke Geschöpf sahen, konnten sie es kaum glauben und sogar die Männer waren interessiert und riefen: ‚Verändere dich nicht – lass dich nicht von ihnen verändern!‘“, schrieb Prinz George damals in einen Brief an seinen Schwager Paul von Jugoslawien.
Bis heute gilt die Herzogin von Kent als erste „moderne Modeikone“ der britischen Königsfamilie. „Sie war die eleganteste Frau, die ich kenne, und ich habe viele vergebliche Versuche unternommen, sie nachzuahmen“, erklärte ihre Urenkelin Lady Marina Windsor einmal.
Ihr Mann starb durch ein schreckliches Unglück
Während des Zweiten Weltkriegs wollte Marina nicht die Hände in den Schoß legen. Deswegen machte sie eine Ausbildung zur Krankenschwester und arbeitete unter dem Namen „Schwester Kay“.
Am 25. August 1942 traf die Familie ein schrecklicher Schicksalsschlag. Sieben Wochen nach der Geburt seines jüngsten Kindes starb George durch einen Flugzeugabsturz. Die Maschine war mit einem Hügel kollidiert und stürzte in der nordschottischen Grafschaft Caithness ab. 14 Männer starben bei dem Absturz, der als „Dunbeath Air Crash“ bekannt wurde. Der Herzog von Kent wurde nur 39 Jahre alt. Marina wurde mit 35 Jahren zur Witwe.
Später gab es Gerüchte, dass George die Maschine selbst zum Absturz brachte, weil er betrunken war. Der einzige Überlebende, ein Funker, soll dazu gezwungen worden sein, die Geschichte zu vertuschen. Bis heute sind die genauen Umstände ungeklärt.
Kurz nach dem Tod ihres Mannes nahm Marina ihre königlichen Pflichten wieder auf und engagierte sich mit großer Hingabe für zahlreiche Organisationen. 1943 übernahm sie die Schirmherrschaft der Royal National Lifeboat Institution (RNLI), die ihr besonders am Herzen lag. Als ihre Nichte Elizabeth 1952 den Thron bestieg und zur Königin wurde, vertrat Marina sie bei internationalen Anlässen.
Marina war auch eine leidenschaftliche Tennisspielerin und bekannt für ihre Begeisterung für Wimbledon. Über ein Vierteljahrhundert lang diente sie als Präsidentin des All England Lawn Tennis and Croquet Club. Dieses Amt hat heute Prinzessin Kate inne.
Die Herzogin von Kent verstarb an einem Gehirntumor
Im Juli 1968 wurde Marina ins Krankenhaus eingeliefert. Dort diagnostizierten die Ärzte einen inoperablen Gehirntumor. Am 27. August 1968 gab der Buckingham Palast schließlich bekannt, dass sich der Zustand von Marina verschlechtert habe und „besorgniserregend“ sei.
Wenige Stunden nach der Verkündung war die Herzogin von Kent tot. Die 61-Jährige starb im Schlaf, während ihre drei Kinder an ihrem Bett wachten.