Seit fast zwei Monaten sind Prinz William und Prinzessin Kate nun Prince and Princess of Wales. Doch es herrscht Uneinigkeit darüber, wie die Rolle des neuen Fürstenpaares künftig aussehen soll. Republikanische Kräfte stellen den Titel sogar ganz in Frage…
Streit um Prinz Williams traditionellen Thronfolgertitel
„Heute bin ich stolz darauf, ihn [William] zum Prince of Wales zu ernennen.” So verlieh König Charles III. seinem ältesten Sohn in seiner ersten Rede als neuer König den traditionellen britischen Thronfolgertitel. Etwas überraschend kam diese Ankündigung schon, war Queen Elizabeth doch erst am Vortrag verstorben. Elizabeth II. hatte nach dem Tod ihres Vaters George VI. immerhin sechs Jahre gewartet, bis sie ihrem Sohn Prinz Charles 1958 den historischen Titel verlieh. So groß die Begeisterung unter Royal-Fans für den neuen Prince und die neue Princess of Wales auch ist, hält sich die Freude im kleinen Fürstentum Wales in Grenzen.
„[…]Es macht keinen Sinn für ein dezentralisiertes, demokratisches Land wie Wales, heutzutage einen Fürsten zu haben”, kommentierte Lord Dafydd Elis-Thomas, ehemaliger Presiding Officer des walisischen Parlaments, die Ankündigung. Damit sprach er vielen Walisern aus der Seele, die sich eine Unabhängigkeit vom Vereinigten Königreich wünschen. Dass das Volk kein Mitspracherecht bei der Ernennung vom Prince of Wales hat, gefällt vielen Walisern überhaupt nicht.
Keine feierliche Ernennung für Prinz William?
Aus diesem Grund ist fraglich, ob Prinz William überhaupt eine offizielle Amtseinführung bekommt. König Charles III. wurde 1969 noch in einer prunkvollen Zeremonie mit über 3000 Teilnehmern feierlich zum Fürsten von Wales gekrönt. Ob das britische Königshaus angesichts der Widerstände in Wales allerdings auch für William eine solche Zeremonie plant, ist unwahrscheinlich.
Mark Drakeford, Regierungschef von Wales, sagte gar: „Das Wales von 2022 ist nicht das Wales von 1969.” Außerdem gebe es eine „lebendige Debatte” um die Rolle des britischen Thronfolgers in Wales. Klingt, als müssten Prinz William und Prinzessin Kate die Waliser erst noch von sich und ihrem neuen Amt überzeugen.
Thronfolgertitel ist über 600 Jahre alt
Dass Prinz William eines Tages Prince of Wales sein würde, stand seit seiner Geburt fest. Immerhin tragen die britischen Thronfolger seit 1301 traditionell diesen Titel, der im Deutschen oft fälschlicherweise mit Prinz statt Fürst übersetzt wird. Im Gegensatz zu anderen Titeln des britischen Kronprinzen wird der walisische Titel aber nicht automatisch vererbt. Ob und wann der Thronfolger den Titel bekommt, entscheidet allein der Monarch. Gerade dieser Umstand scheint viele Menschen in Wales zu stören. Ein Thronfolger, der ohne Mitsprache des Volkes vom König zum Fürsten von Wales ernannt wird, passt für viele Waliser nicht ins Bild eines modernen Landes.
Doch es gibt auch Rückendeckung für William und Kate. Der konservative britische Parlamentsabgeordnete und Waliser Fay Jones nannte die Ernennung von Prinz William „einen Grund zum Feiern”. Immerhin ist mit dem Titel keine offizielle Rolle in Wales verbunden. Er ist lediglich ein Symbol für die Zugehörigkeit von Wales zum Vereinigten Königreich.
Es scheint, als haben Prinz William und Prinzessin Kate ein ganzes Stück Arbeit vor sich, die Menschen in Wales für ihre neue Rolle zu begeistern. William und Kate werden das Amt des Prince of Wales fit für das 21. Jahrhundert machen müssen. Die Voraussetzungen dafür haben sie. Immerhin hat das Paar selbst eine Zeit lang in Wales gelebt, als der künftige König als Hubschrauberpilot bei einer „Search and Rescue”-Einheit“ auf der Insel Anglesey stationiert war. Sein Vater König Charles III. ist ohnehin seit langem dafür bekannt, die britische Monarchie modernisieren zu wollen. Vielleicht gelingt es dem neuen Fürstenpaar ja die Rolle des Königshauses zu reformieren – auch in Wales.
