Spätestens seit Prinz Harrys Memoiren wissen wir, dass das Leben eines Ersatzthronfolgers nicht leicht ist. Manchmal wendet sich ihr Schicksal aber plötzlich. ADELSWELT stellt euch Reserve-Royals vor, die unverhofft Erbfolger wurden.
Prinz Richard, Queen Elizabeth & Co.: Von der Reservebank zum Erbfolger
Prinz Harry erzählt seine bewegte Geschichte. In seiner Autobiografie „Spare“ ‒ zu Deutsch „Reserve“ ‒ berichtet er emotional von seinem Leben als britischer Ersatzthronfolger. Seine Kindheit im Schatten seines älteren Bruders Prinz William hat den Sohn von König Charles III. geprägt. Doch Prinz Harry ist bei weitem nicht der einzige Prinz, der sich mit der Rolle als Reservekönig zurechtfinden musste. Für manche Ersatzerben wendete sich das Schicksal jedoch. Ob König Philippe, Queen Elizabeth oder Prinz Richard ‒ sie alle wurden von der Reserve zum Erbfolger.
Prinz Richard: Tragischer Unfall machte ihn zum Erben
Sein Leben war eigentlich ganz anders geplant. Prince Richard Alexander Walter George of Gloucester kam 1944 als zweiter Sohn von Prinz Henry, Herzog von Gloucester und Lady Alice Montagu-Douglas-Scott zur Welt. Sein Vater war der dritte Sohn von König George V. Als Richard zur Welt kam, saß bereits sein Onkel George VI. auf dem britischen Thron. Als zweitgeborener Sohn war Prinz Richard eigentlich nicht dazu vorgesehen, den Titel seines Vaters zu erben. Sein älterer Bruder Prinz William sollte eines Tages Herzog von Gloucester werden. Richard studierte Architektur und wollte sich eigentlich auf seine berufliche Karriere konzentrieren.
Doch das Schicksal hatte andere Pläne. 1972 kam Prinz William bei einem tragischen Flugzeugunglück ums Leben. Von nun an war Prinz Richard der Erbe des Herzogtums Gloucester. Der Reserveroyal rückte zunehmend ins Rampenlicht und nahm öffentliche Aufgaben für die Königsfamilie wahr, wie royalcentral.co.uk berichtet. 1974 verstarb Prinz Henry und Richard erbte schließlich den Herzogentitel. An seiner Seite wurde Ehefrau Brigitte, die er 1972 heiratete, die neue Herzogin von Gloucester. Das Paar nimmt bis heute öffentliche Termine wahr und hat drei Kinder, Alexander, Davina und Rose, sowie sechs Enkelkinder.
Queen Elizabeth: Von der Ersatzthronerbin zur Jahrhundertkönigin
Sie ist eine royale Legende: Unglaubliche 70 Jahre saß Königin Elizabeth II. auf dem britischen Thron. Mit gerade einmal 25 Jahren erbte sie die Krone 1952 von ihrem Vater, König George VI. Doch zum Zeitpunkt ihrer Geburt hätte niemand erwartet, dass sie einmal die am längsten regierende Monarchin der britischen Geschichte sein würde.
Denn als Prinzessin Elizabeth Alexandra Mary von York 1926 in London zur Welt kommt, steht sie nur an dritter Stelle der Thronfolge. Bereits seit 1910 saß ihr Großvater George V. auf dem Thron. Sein Nachfolger sollte eines Tages sein ältester Sohn, Prinz Edward, werden. Elizabeths Vater, Prinz Albert, war der zweitgeborene Sohn des Königs und Reservethronfolger. Mit ihren Eltern und ihrer jüngeren Schwester Margaret lebte Prinzessin Elizabeth daher ein zurückgezogenes, beschauliches Leben ohne royale Verpflichtungen. Als König George V. 1936 schließlich starb, folgte Prinz Edward seinem Vater erwartungsgemäß als Edward VIII. auf den Thron. Der noch unverheiratete Monarch wollte jedoch noch im selben Jahr seine Partnerin Wallis Simpson heiraten.
In Großbritannien sorgte das für Entsetzen. Eine zweifach geschiedene Amerikanerin als Königsgemahlin passte nicht in das Gesellschaftsbild der damaligen Zeit. Nach vielen Auseinandersetzungen mit der Familie und der britischen Politik dankte Edward VIII. in einem historischen Schritt ab und zog mit Wallis Simpson nach Frankreich. Für die 10-jährige Prinzessin Elizabeth änderte sich ihr Leben schlagartig: Ihr Vater wurde der neue König George VI., sie selbst wurde Thronfolgerin. Plötzlich lastete die Zukunft der britischen Monarchie auf ihren Schultern. Ihr ursprünglicher Plan, ein ruhiges Leben auf dem Land zu führen, zerplatzte. In den kommenden Jahren wurde die junge Frau zur Königin ausgebildet. Am 6. Februar 1952 bestieg sie nach dem Tod ihres Vaters schließlich den britischen Thron.
Im Frühjahr 2022 erreichte die Jahrhundertkönigin einen Meilenstein. Sie feierte im Kreise ihrer Familie ihr 70. Thronjubiläum. Die Feierlichkeiten in London waren einer ihrer letzten großen Auftritte. Am 8. September 2022 verstarb die Monarchin im Alter von 96 Jahren. Ihr ältester Sohn Charles folgte ihr auf den Thron.
König Philippe: Mit 32 plötzlich Thronfolger
König Philippe der Belgier feiert in diesem Jahr bereits sein 11. Thronjubiläum. Dabei war der Sohn von König Albert II. und Königin Paola eigentlich gar nicht für die Thronfolge vorgesehen. Als er 1960 in Brüssel zur Welt kam, saß sein Onkel König Baudouin auf dem belgischen Thron. Der junge Prinz Philippe besuchte in Flandern die Schule und verbrachte danach gemäß der Familientradition drei Jahre beim Militär. Anschließend studierte der junge Royal in den USA Politikwissenschaften. 1993 änderte sich das Leben des jungen Prinzen schlagartig: König Baudouin starb kinderlos im Alter von 62 Jahren und Philippes Vater Albert bestieg den Thron. Mit 32 Jahren wurde Prinz Philippe über Nacht zum Thronfolger.
Seitdem bereitete der Reserveerbe sich auf die Thronfolge vor. 1999 heiratete er schließlich seine große Liebe Mathilde d’Uedekem d’Acoz, mit der er vier Kinder bekam. 2013 dann der Paukenschlag: König Albert verkündete seine Abdankung. Am 21. Juni 2013 wurde Prinz Philippe zum neuen König proklamiert. Als Monarch bemüht er sich insbesondere um den Zusammenhalt im gespaltenen Belgien. Seine älteste Tochter, Prinzessin Elisabeth, wird ihm eines Tages auf den Thron folgen.